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Andreas Urteil – Skulpturen

30.10.2002 - 18.01.2003
Köln
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„Andreas Urteil war noch keine zwanzig Jahre, als er mich aufsuchte, und er war damals sehr jung, um sehr vieles jünger, als ich im gleichen Alter war. Er war kindlich, und wahrscheinlich war er unverdorben, und ich glaube, das ist er bis zum Schluß geblieben.“ (Fritz Wotruba)

Vom 31. Oktober bis zum 30. November zeigt die Galerie Michael Werner Bronzeplastiken und Zeichnungen des österreichischen Künstlers Andreas Urteil (1933–1963). Zwar starb Urteil bereits mit 30 Jahren, doch vollzog sich seine künstlerische Entwicklung schneller als die anderer Künstler. So hinterließ er ein sehr umfangreiches, reifes Oeuvre in Stein, Holz, Bronze und Stampfbeton. 

Mit 15 Jahren begann Urteil 1948 eine Steinmetzlehre. Nebenher besuchte er Kurse an der Künstlerischen Volkshochschule und beschäftigte sich mit Zeichnen. 1951 schloß er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien an und wurde 1953 Meisterschüler von Fritz Wotruba (1907-1985). Auf ausgedehnten Studienreisen in Italien beschäftigte sich Urteil mit der Kunst der Klassischen Antike und der Renaissance. In seinen ersten Jahren entstanden Figuren in Anlehnung an diese alten Vorbilder. 1958 begann er, über den Weg des Torso und anderer Körperfragmente, mit seinen spontanen „Imaginären Figurationen“ und zerstörte Skulpturen und Zeichnungen, die noch dem traditionellen akademischen Stil verhaftet waren. 1961 nahm er einen Lehrauftrag für Steinbildhauerei an der Akademie für Bildende Künste an und bekam 1962 den österreichischen Staatspreis für Bildhauerei. Bereits Ende der 1950er Jahre stellte Urteil in bedeutenden Institutionen wie der Wiener Sezession, der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, dem Palais des Beaux-Arts in Brüssel und dem Wiener Museum des 20. Jahrhunderts aus. Auch nach seinem Tod wurde sein Oeuvre international ausgestellt, z. B. auf den Weltausstellungen in New York und Montreal oder im Museum Ludwig in Köln.

Sein ihm eigener, typischer Stil wurde 1958 mit der Figur „Der imaginäre Reiter“ geboren, die unter vielen anderen Bronze-Plastiken dieser Zeit in unserer Ausstellung zu sehen ist. Urteil lehnte sich hier an die Reiterstandbilder der Renaissance an und interpretierte dieses Genre in einer Formensprache, die den Skulpturen die Bezeichnung „Knorpelfiguren“ einbrachte. 1958 wurden sie - zumeist menschliche Wesen mit stark abstrahierten Zügen, die in bewegtem Gestus festgehalten wurden - erstmals in der Wiener Sezession ausgestellt. Sie setzen sich aus übereinander angeordneten, geschoßartigen Zonen zusammen, deren einzelne Elemente an Knochen und Gelenke erinnern. Urteil nannte diese Figurationen „Wucherungen“, die Wachstums- und Bewegungskräfte veranschaulichen. Diese spontan anmutenden Figuren sind jedoch nicht weniger konstruiert und durchdacht als die frühen Arbeiten. Das „Spontane“ und „Unfertige“ wurde in der Zeit des aufkeimenden Tachismus und der Informellen Kunst, zu deren Kreisen Urteil Kontakt hatte, als neue Qualität sehr geschätzt. Seine Zeichnungen, von denen wir in der Ausstellung ebenfalls einige zeigen können, sind noch weitaus bewegter als die Plastiken und haben einen autonomen Stellenwert in seinem Werk. In beiden Techniken versucht Urteil den Menschen zu zeigen, wie er mit Hilfe seiner sich gebärdenden Gliedmaßen das Innere seines Wesens auszudrücken versucht.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Katalog

Galerie Michael Werner

Hardenbergstr. 9a 
10623 Berlin 
Telefon: +49 30 31491880 
E-Mail: galeriewerner@michaelwerner.de

Öffnungszeiten: 
Dienstags bis Freitags 11 - 18 Uhr 
Samstags 10 - 16 Uhr

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